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Zolltarifierung von Stahl- und Aluminiumprodukten in Hinblick auf US-Strafzölle

27. Februar 2025

Copyright: Photographed by Wald1siedel and published under license CC BY-SA 3.0 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aluminium,_SAG_Lend_06.JPG)

Veröffentlicht

27. Februar 2025

traide

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Die Einreihung von Stahl- und Aluminiumprodukten in den Zolltarif ist eine zentrale Herausforderung für international tätige Unternehmen. Besonders mit der Wiederherstellung der vollen Section-232-Strafzölle durch die US-Regierung im Februar 2025 steht die präzise Tarifierung dieser Produkte erneut im Fokus. Falsche oder ungenaue Zolltarifnummern können nicht nur zu finanziellen Nachforderungen führen, sondern auch Verzögerungen bei der Verzollung oder gar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Abschnitt XV: Unedle Metalle und Waren daraus

Die Grundlage für die Einreihung von Stahl- und Aluminiumprodukten findet sich im Abschnitt XV des Harmonisierten Systems (HS). Dieser Abschnitt umfasst Eisen und Stahl (Kapitel 72), Waren daraus (Kapitel 73), Aluminium (Kapitel 76) sowie verschiedene weitere unedle Metalle.

Schlüsselprinzipien der Zolltarifeinreihung dieser Kapitel
Materialzusammensetzung entscheidet

Gemäß den Anmerkungen 5 und 6 zu Abschnitt XV sowie Anmerkung 1 zum Kapitel 72 werden Legierungen in der Regel nach dem gewichtsmäßig vorherrschenden Metall eingereiht. Dies gilt insbesondere für Mischungen aus verschiedenen unedlen Metallen.

So werden Waren aus (vorwiegend) Messing wegen des vorherrschenden Anteils an Kupfer als Waren aus Kupfer in das Kapitel 74 eingereiht.

Form und Verarbeitung sind entscheidend

Die richtige Tarifierung hängt gemäß Anmerkung 9 zum Abschnitt XV nicht nur vom Material, sondern auch von der Form und dem Bearbeitungszustand des Produkts ab. Entscheidend sind hier mehrere Faktoren:

Massive vs. hohle Erzeugnisse
  • Stangen, Drähte und Profile aus Stahl oder Aluminium fallen in eigene Positionen je nach Form und Produktionsprozess.

  • Rohre mit durchgehendem Hohlraum (rund, oval, quadratisch, rechteckig, dreieckig oder ein anderes regelmäßig gewölbtes Vieleck) und gleichmäßiger Wanddicke werden in anderen Positionen eingereiht als massive Stangen.

Flacherzeugnisse – Bleche, Bänder und Folien
  • Massive Flacherzeugnisse sind flache Metallstücke und besitzen einen rechteckigen oder quadratischen Querschnitt, können aber auch leicht abgerundete Kanten oder eine spezielle Form mit zwei gebogenen und zwei geraden, parallelen Seiten haben.

  • Wenn sie rechteckig oder quadratisch sind, darf ihre Dicke höchstens ein Zehntel ihrer Breite betragen.

  • Wenn sie eine andere Form haben, dürfen sie nicht als Produkte gelten, die von einer anderen Position erfasst werden.

  • Zu diesen Flacherzeugnissen gehören auch Bleche, Bänder und Folien mit Mustern wie Rillen, Rauten oder Wellen sowie mit gelochter, gewellter, polierter oder beschichteter Oberfläche, sofern diese Bearbeitungen sie nicht zu einem Spezialerzeugnis machen, das in eine andere Position der Nomenklatur einzureihen ist.

Warm- vs. kaltgewalzte Erzeugnisse

Die Umformung von Metall kann grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilt werden: Warmumformung und Kaltumformung. Doch worin liegt der Unterschied?

Warmumformung (bei hohen Temperaturen, oft um 900 °C)

Warmwalzen: Metall wird bei hohen Temperaturen durch Walzen in die gewünschte Form gebracht.

Schmieden: Mit Hämmern oder Pressen wird Metall in eine neue Form geschlagen.

Warmziehen: Stäbe, Rohre oder Profile werden durch eine Matrize gezogen, um ihre Form zu verändern.

Warmgesenkschmieden: Serienfertigung durch Pressen in speziellen Formen.

Kaltumformung (bei Raumtemperatur, unterhalb der Rekristallisationstemperatur)

Kaltwalzen: Metall wird bei Raumtemperatur gewalzt – sorgt für eine glattere Oberfläche.

Kaltgesenkschmieden: Kalte Variante des Warmgesenkschmiedens.

Fließpressen: Metall wird unter hohem Druck in eine geschlossene Form gepresst.

Drahtziehen & Stabziehen: Walzdraht oder Stäbe werden durch Matrizen gezogen, um sie zu verformen.

Unterschiede auf einen Blick

  • Kalthergestellte Erzeugnisse sind glatter, haben engere Maßtoleranzen und eine verformte Kornstruktur.

  • Warmhergestellte Erzeugnisse haben eine gröbere Oberfläche, größere Toleranzen und eine gleichmäßigere Kornstruktur durch Rekristallisation.

  • Kaltgefertigte Metalle sind härter und fester, verlieren aber durch Wärmebehandlung etwas an Härte.

  • Warmgewalzte Produkte können durch einen leichten Kaltstich (“Skinpass”) veredelt werden, bleiben aber warmgewalzt.

Zusätzliche Bearbeitung und Verarbeitungstiefe

Waren mit Bohrungen, Durchbrüchen oder komplexeren Formen könnten als „Waren daraus“ eingereiht werden, was sie in Kapitel 73 (Stahlwaren) oder 76 (Aluminiumwaren) verschieben können.

Besonderheiten bei der Einreihung von Cermets

Diese mikroskopisch heterogenen Materialien aus Metallen und Keramik unterliegen speziellen Einreihungsregeln und werden unter HS-Position 8113 gesondert erfasst.

Section 232: US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium

Bereits 2018 hatte die Trump-Regierung Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA verhängt, um die heimische Industrie vor Überkapazitäten und subventionierten Importen – insbesondere aus China – zu schützen. Die Zölle lagen ursprünglich bei 25 % für Stahl und 10 % für Aluminium.

Mit der jüngsten Entscheidung im Februar 2025 wurden diese Maßnahmen erneut verschärft:

  • Der Strafzoll auf Aluminium wurde von 10 % auf 25 % angehoben.

  • Der Strafzoll auf Stahl bei 25 % wird nach einer Aussetzung unter US-Präsident Biden wiedereingeführt.

  • Alle bestehenden Ausnahmen für Länder wie die EU, Kanada und Japan wurden gestrichen.

  • Die Einfuhrkontrollen wurden verschärft, insbesondere durch das „Melted and Poured“-Prinzip, das vorschreibt, dass Stahlprodukte in dem Ursprungsland geschmolzen und gegossen worden sein müssen, um als dort hergestellt zu gelten.

  • Strengere Kontrollen gegen falsche Tarifierung wurden eingeführt, um Umgehungen der Strafzölle zu verhindern.

Herausforderung für Unternehmen: Genaue Tarifierung ist notwendig

Angesichts der verschärften Handelsbestimmungen stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Produkte richtig zu tarifieren, um hohe Importzölle oder gar Zollstrafen zu vermeiden. Die korrekte Tarifierung entscheidet darüber, ob ein Produkt unter die Section-232-Tarife fällt oder möglicherweise durch eine spezifische HS-Position eine günstigere Behandlung erfährt.

Ein Beispiel: Aluminiumbleche der Position 7606 fallen unter die Strafzölle. Werden sie jedoch weiterverarbeitet oder einer zusätzlichen Beschichtung unterzogen, kann eine andere Einreihung greifen, die möglicherweise nicht unter Section 232 fällt. Der Unterschied kann erhebliche Kostenfolgen haben.

Fazit

Die aktuelle Verschärfung der US-Handelsmaßnahmen mit Strafzöllen von 25 % auf Stahl- und Aluminiumprodukten zeigt: Die präzise Zolltarifeinreihung ist für Unternehmen von strategischer Bedeutung. Die Wahl der richtigen HS-Position kann nicht nur Kosten sparen, sondern auch Verzögerungen und rechtliche Risiken minimieren.

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